Künstliche Intelligenz im Fokus von M&A-Transaktionen / Studie von Norton Rose Fulbright und Mergermarket zu Trends im Deal-Markt
Deutschland | Press release - Business | Januar 2024
- Mehr als die Hälfte großer Private-Equity-Firmen wollen ein KI-Unternehmen erwerben
- Europa schwierigstes Umfeld für Deal-Finanzierungen
- Kartellrecht wirkt sich immer stärker auf M&A-Aktivitäten aus
Der M&A-Markt wird sich weltweit weiter erholen. Mehr als die Hälfte der globalen Dealmaker geht davon aus, dass ihr Bedarf an Fusionen und Übernahmen im Jahr 2024 steigen wird. Das ist das zentrale Ergebnis der Studie zu internationalen M&A-Trends und -Risiken der globalen Wirtschaftskanzlei Norton Rose Fulbright und des M&A-Informationsdienstleisters Mergermarket, die heute veröffentlicht wurde.
Fast ein Viertel (23 Prozent) der im Rahmen der Studie befragten Unternehmen erwartet, dass ihre Bereitschaft zu Fusionen und Übernahmen im kommenden Jahr sogar deutlich zunehmen wird, während dies im Jahr 2023 nur lediglich 5 Prozent der Befragten angaben.
Auf Makroebene erwartet etwa die Hälfte (47 Prozent) der befragten Unternehmen weltweit eine generelle Zunahme der M&A-Aktivitäten im Vergleich zu 2023, wobei der größte Anstieg in Süd- und Südostasien erwartet wird. Etwas mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) glauben, dass die M&A-Aktivitäten in dieser Region im Jahr 2024 zunehmen werden. Grund seien wettbewerbsfähige Bewertungen, ein weniger belastendes regulatorisches Umfeld und ein verbesserter Zugang zur Finanzierung.
Die Ergebnisse des Berichts basieren auf einer Umfrage unter 200 Führungskräften und leitenden Angestellten, darunter Chief Operating Officer, Managing Partner, Chief Investment Officer sowie Leiter und Direktoren von M&A-Abteilungen in internationalen Unternehmen, großen Private-Equity-Firmen und Investmentbanken weltweit. Der Bericht, der sich sowohl auf qualitative als auch auf quantitative Erkenntnisse stützt, bietet eine umfassende globale Perspektive mit Aufschlüsselungen für jede Region und zahlreiche Sektoren und liefert eine gründliche Analyse vieler wichtiger Trends und Risiken, die die M&A-Landschaft im kommenden Jahr beeinflussen werden.
Dealmaker sehen KI sowohl als Werkzeug als auch als Übernahmeziel
Im Zuge des wachsenden Optimismus bei Unternehmensübernahmen wird erwartet, dass der Technologiesektor im Jahr 2024 den größten Zuwachs an grenzüberschreitenden Fusionen und Übernahmen verzeichnen wird. 71 Prozent der Befragten gaben an, dass dieser Sektor aufgrund des Nachholbedarfs bei Angebot und Nachfrage zu ihren Top-Sektoren gehört. Insbesondere die künstliche Intelligenz (KI) ist zu einem beliebten Ziel für Dealmaker auf der ganzen Welt geworden. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragten großen Private-Equity-Firmen und ein Drittel der Befragten im Allgemeinen wollen ein KI-Unternehmen erwerben. Dabei sind sowohl "reine" KI-Unternehmen als auch Unternehmen, die KI-basierte Produkte herstellen, im Fokus.
„Künstliche Intelligenz revolutioniert die Wirtschaft in allen Bereichen. Für Unternehmen eröffnen KI-basierte Techniken und Anwendungen enorme Wachstumschancen. Wir beobachten in Deutschland ein stark wachsendes Interesse sowohl seitens strategischer Investoren als auch von Beteiligungsgesellschaften, in KI-Unternehmen zu investieren bzw. diese zu übernehmen. Wir stehen dabei erst am Anfang einer globalen Transformation, die den M&A-Markt voll erfasst hat“, erklärt der Frankfurter Partner und Leiter der deutschen Corporate, M&A und Securities Praxis von Norton Rose Fulbright, Nils Rahlf.
Künstliche Intelligenz hat sich darüber hinaus auch noch stärker in den Prozess der Transaktionspraxis selbst eingearbeitet. Ein erheblicher Anteil der Unternehmen nutzt sie bereits oder plant, sie in der internen Dokumentation (74 Prozent) und bei der M&A-Due-Diligence (63 Prozent) einzusetzen.
Europa schwierigstes Umfeld für Deal-Finanzierungen – Asien erweist sich als Lichtblick
Über die Finanzierungslandschaft im Jahr 2024 sind die Entscheidungsträger weitgehend geteilter Meinung: 38 Prozent erwarten, dass sich der Zugang zu Finanzmitteln verbessern wird, 31 Prozent glauben, dass er gleich bleiben wird und 31 Prozent sagen eine Verschlechterung voraus.
Die Aussichten sind jedoch je nach Region sehr unterschiedlich. Die Befragten sehen Europa als das schwierigste Umfeld für die Finanzierung von Transaktionen, während in den USA sowie in Süd- und Südostasien deutlich bessere Finanzierungsmöglichkeiten bestehen.
Die traditionellen Finanzierungskanäle sind einem erhöhten Druck in Bezug auf Liquidität und höhere Zinssätze ausgesetzt. Barreserven sind eine äußerst beliebte Option: 90 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass dies eine gängige Finanzierungsform sein wird, insbesondere in den USA.
In ähnlicher Weise erwarten 91 Prozent der Befragten, dass Privatkredite im Jahr 2024 die am häufigsten genutzte Finanzierungsform sein werden, was zum großen Teil auf ihre relative Schnelligkeit und ihren einfachen Zugang zurückzuführen ist. Während traditionelle Bankkredite, Eigenkapital und hochverzinsliche Anleihen nach wie vor wichtig sind, sagt fast ein Drittel (31 Prozent) der befragten Führungskräfte, dass privates Fremdkapital (Private Debt) die wichtigste Finanzierungsquelle für das kommende Jahr sein wird, gegenüber 14 Prozent im Jahr 2023.
Kartell- und ESG-Vorschriften für Geschäftsmöglichkeiten entscheidend
Das regulatorische Umfeld stellt eine der größten Herausforderungen für M&A-Aktivitäten im kommenden Jahr dar. Während ESG-Richtlinien zu den wichtigsten Triebkräften für Fusionen und Übernahmen gehören, zählt ein Viertel der Befragten (25 Prozent) ESG-bezogene Regulierungen zu den beiden Faktoren, die die Fusionen und Übernahmen im Jahr 2024 am ehesten behindern werden. Die überwiegende Mehrheit der Befragten (73 Prozent) erwartet außerdem, dass die ESG-Prüfung weltweit im Vergleich zum Vorjahr zunehmen wird, was die Bedeutung von ESG-Daten noch verstärkt.
„Die zunehmende Bedeutung von ESG lässt sich auch deutlich an der Zunahme von Carve-Out-Transaktionen ablesen. So liegt der Fokus auf der Verkäuferseite häufig darauf, das eigene ESG-Risikoprofil zu optimieren, indem sich Unternehmen von Stranded Assets trennen, bevor sich neue regulatorische Entwicklungen materialisieren“, ergänzt Karsten Kühnle, Corporate und M&A-Partner im Frankfurter Büro von Norton Rose Fulbright und Experte für Carve-Out Transaktionen.
Auch das Kartellrecht wird sich voraussichtlich stark dämpfend auswirken, insbesondere in den USA, der EU und Ostasien. Ein Drittel der Transaktionsmanager in allen Regionen gibt an, dass Kartellrecht zu den wichtigsten Arten von Regulierung und Politik gehört, die sich auf M&A-Aktivitäten auswirken werden - mehr als jede andere Kategorie.
Zu den weiteren Hemmnissen für Fusionen und Übernahmen gehören die gestiegenen Finanzierungskosten, Rohstoffpreisrisiken, geopolitische Unsicherheiten (insbesondere im Nahen Osten), Transparenzprobleme, ESG-Vorgaben und Probleme bei der Überwindung von Bewertungslücken.
Der Bericht untersucht zudem Veränderungen in der Größe der Transaktionen, die Motive für Fusionen und Übernahmen sowie die Auswirkungen geopolitischer Spannungen und Herausforderungen in der Lieferkette auf die Fusions- und Übernahmeaktivitäten.
Den Global M&A Trends and Risks Report können Sie hier herunterladen: Global M&A trends and risks - Download